Mehr Schülerinnen und Schüler kommen nicht zum Unterricht. Zur Lösung des Problems müssten die Behörden zunächst fehlende Daten erheben, sagt ein Experte.
Angesichts gestiegener Schulschwänzer-Zahlen in Niedersachsen ist aus Expertensicht eine bessere Datenerhebung notwendig. „Bei diesem Thema haben wir bundesweit eine völlig unzureichende Bildungsdokumentation“, sagte Heinrich Ricking, der an der Universität Leipzig zum Thema Schulabsentismus forscht, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Jedes Bundesland erhebe unterschiedliche Zahlen, die nicht miteinander vergleichbar seien und meist auch nicht veröffentlicht würden. „Es fehlt eine systematische Datenerhebung und das ist sehr, sehr bitter und zeugt von einer unzureichenden Haltung“, sagte Ricking. Man scheine es gar nicht genau wissen zu wollen. Notwendig sei ein digitales Monitoring, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.
Schule muss sich um Kinder kümmern
Eine sehr bedeutsame Ursache fürs Schulschwänzen seien Angststörungen. Diese hätten seit der Pandemie bei Kindern und Jugendlichen deutlich zugenommen, sagte Ricking. Es gebe aber auch das traditionelle Schulschwänzen als eine Art „Ausweichbewegung von der Schule weg hin zu interessanteren Orten“. Das sei häufig mit Erlebnissen des Versagens, der Resignation und fehlenden Aussichten auf einen guten Schulabschluss verbunden. Aber auch einige Eltern würden ihre Kinder zu Hause behalten.
Sanktionen wie etwa Arreststrafen seien keine Lösung des Problems, sagte Ricking. Es sei wichtig, sich mit der Schulkultur und dem Schulklima zu beschäftigen. Dabei spiele auch das Thema Gewalt an der Schule oder Mobbing eine Rolle. „Kinder und Jugendliche wollen sich an ihr Schule wohl und sicher fühlen“, sagte der Erziehungswissenschaftler. Häufig kämen die eher sozial unsicheren und leisen Schüler zu kurz. „Die Schule muss klar Haltung zeigen, dass sie sich um ihre Schüler kümmert und sich um sie sorgt, wenn sie fehlen“, sagte Ricking.
Die Zahl der schwänzenden Kinder und Jugendlichen ist in vielen Landkreisen und Städten gestiegen, wie eine dpa-Umfrage ergab, an der sich rund 40 Landkreise und Städte beteiligt hatten. Wie groß der Anteil ist, blieb allerdings unklar.