Kriminalität: Gewalt eskaliert in Berlin-Mitte – Opfer außer Lebensgefahr

Im Berliner Bezirk Mitte wird am Samstagabend ein Mann getötet – in der Nähe ein anderer angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Kurz darauf eskaliert die nächste Auseinandersetzung.

In Berlin-Gesundbrunnen im Bezirk Mitte ist es am Samstagabend zu mehreren schweren Gewalttaten gekommen, bei denen ein Mann getötet und zwei verletzt worden sind. 

Eines der Opfer, das mit schweren Schussverletzungen ins Krankenhaus gekommen war, ist nach einer Notoperation inzwischen außer Lebensgefahr, wie ein Polizeisprecher sagte. Ein Unbekannter hatte am frühen Abend bei einer Auseinandersetzung an der Prinzenallee auf den Mann geschossen und war geflüchtet. 

Nur gut eineinhalb Stunden später kam es gegen 21.00 Uhr in der Nähe an der Bastianstraße zu einem weiteren Streit mit 40 bis 60 Beteiligten. Dabei wurde ein 30-Jähriger ebenfalls schwer verletzt. Er kam ins Krankenhaus und starb dort mutmaßlich an einer Stichverletzung, wie die Polizei mitteilte. Eine Mordkommission ermittelt.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Gewalttaten?

Zwischen beiden Auseinandersetzungen sei nach derzeitigem Stand „kein offenkundiger Zusammenhang erkennbar“, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittlungen würden jedoch noch laufen.

Zu einem dritten Gewaltvorfall kam es laut Polizei gegen 23.00 Uhr am Humboldthain. Ein Mann, der mit Freunden unterwegs war, geriet demnach mit einer Gruppe von etwa einem halben Dutzend Menschen aneinander. 

Aus der Gruppe heraus sei er angegriffen worden. Er kam den Angaben zufolge mit drei Stichen im unteren Rücken ins Krankenhaus. Lebensgefahr bestehe nicht, sagte der Polizeisprecher. Die genauen Hintergründe waren zunächst unklar.

Gewerkschaft der Polizei fordert Konsequenzen 

Nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen verlangt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Konsequenzen. „Die zurückliegende Nacht zeigt uns noch mal, warum wir ein generelles Messerverbot im öffentlichen Raum fordern, weil alles andere kleinteiliges Herumdoktern ist und wir gesellschaftlich umdenken müssen“, sagte der Berliner Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh.

„Gerade junge Männer nehmen heute überall ein Messer mit hin, weil sie bereit sind, es einzusetzen und damit andere schwer zu verletzten oder zu töten“, warnte er. „Dass Messer immer wieder in Gruppenauseinandersetzungen als Armverlängerung zum Einsatz kommen, ist eine über Jahre gewachsene Entwicklung, der der Rechtsstaat endlich eine klare und für jeden transparente Grenze aufzeigen muss.“

Weh geht die aktuelle Berliner Regelung nicht weit genug. Seit Donnerstag gilt im gesamten öffentlichen Berliner Nahverkehr ein striktes Verbot von Messern und anderen Waffen. Die Polizei kann durch die neue Rechtslage, unabhängig von konkreten Verdachtsmomenten, kontrollieren, ob jemand zum Beispiel auf einem Bahnhof eine Waffe bei sich hat. 

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) ist dafür, das neue Berliner Waffen- und Messerverbot in Bussen und Bahnen auf ganz Deutschland auszuweiten und will bei der Innenministerkonferenz weiter dafür werben.

Schüsse auch in Kreuzberg und Neukölln

Schon jetzt gibt es in Berlin außerdem drei Waffen- und Messerverbotszonen: am Kottbusser Tor, im Görlitzer Park und am Leopoldplatz – sogenannten kriminalitätsbelasteten Orten, an denen es überdurchschnittlich oft zu Straftaten kommt. Der konkrete Nutzen einzelner Verbotszonen ist umstritten. 

Erst am Freitagabend waren in der Bergmannstraße in Kreuzberg Schüsse gefallen. Der mutmaßliche Täter soll dabei mehrfach auf einen 26-Jährigen geschossen haben, während der vor einem Restaurant saß. Die Polizei geht von einer versuchten Tötung aus, die Hintergründe sind noch unklar. 

Nur knapp zwei Stunden später wurde in der Neuköllner Sonnenallee ebenfalls ein Mann angeschossen. Ein Unbekannter soll dem 39-Jährigen mehrfach in die Beine geschossen haben, als dieser vor dem Eingang eines Mehrfamilienhauses an seinem Motorrad stand. Der Schütze flüchtete zu Fuß.

Immer wieder Gewalt in Gesundbrunnen 

In der jüngsten Vergangenheit hat aber nicht zuletzt der Ortsteil Gesundbrunnen im Bezirk Mitte immer wieder im Zusammenhang mit Kriminalität von sich reden gemacht: Erst Anfang Juli sind zwei Einbrecher auf der Flucht vor der Polizei von einem Balkon aus dem dritten Stock gesprungen und zogen sich zahlreiche Knochenbrüche zu.

Ende Juni nahmen Zivilfahnder mit Unterstützung eines Spezialeinsatzkommandos einen Mann fest, der bei einem Streit in Neukölln einen 28-Jährigen erstochen haben soll. 

Nicht einmal zwei Wochen zuvor starb ein Mann im Krankenhaus, der mit einem Messer am Hals verletzt worden war. Zuvor war eine Auseinandersetzung am Hanne-Sobek-Platz in Gesundbrunnen eskaliert.

Ende Mai kam es in dem Ortsteil zu einem Schusswechsel. Ein Mann gab an, zuvor mit einem Messer und einer Stange angegriffen und beraubt worden zu sein. Er kam mit Verletzungen ins Krankenhaus.

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