Tour de France: Gegen 2000-Watt-Mann Milan keine Chance – Ackermann Vierter

Am achten Tag der 112. Frankreich-Rundfahrt kommen wieder die Sprinter zum Zug. In Laval wird der Italiener Jonathan Milan seiner Favoritenrolle gerecht. Auch ein Deutscher kann überzeugen.

Pascal Ackermann trat kräftig in die Pedale, doch gegen 2000-Watt-Mann Jonathan Milan war für den deutschen Topsprinter nichts zu holen. Der Italiener beendete in der Hitze von Laval seine persönliche Tour-Misere und holte mit dem Sieg auf der achten Etappe seinen ersten Etappensieg bei der Frankreich-Rundfahrt. 

Für Ackermann blieb nach guter Leistung der vierte Platz. Hinter Kraftpaket Milan landeten nach 171,4 Kilometern der Belgier Wout van Aert und der Australier Kaden Groves auf den Plätzen zwei und drei. 

„Ich habe meinen Anfahrer zu früh verloren. Ich bin wirklich nochmal an sein Rad gekommen. Ich denke mal, Vierter, mehr war heute nicht drin. Es war ein knüppelhartes Finale. Die Leute, die vor mir waren, sind keine Schlechten. Ich bin recht zufrieden, wir haben noch ein paar Sprints“, sagte Ackermann in der ARD und ergänzte: „Das war der erste Sprint, den ich so richtig fahren konnte. Ich bin immer hinten raus besser geworden, warum sollte es diesmal nicht so sein?“

Ruhiger Tag für die Favoriten

Die Favoriten auf den Gesamtsieg konnten indes nach den jüngsten Strapazen die Kräfte schonen. Tadej Pogacar rollte im Hauptfeld über die Ziellinie und verteidigte damit mühelos sein Gelbes Trikot. Der slowenische Weltmeister, der bereits zwei Etappen bei der diesjährigen Tour gewann, liegt in der Gesamtwertung 54 Sekunden vor dem belgischen Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel. 

Pogacars größter Rivale Jonas Vingegaard ist mit 1:17 Minuten Rückstand zurück Vierter. Deutschlands Hoffnungsträger Florian Lipowitz bleibt mit 3:02 Minuten Rückstand Achter.

Pogacar hatte unterwegs sogar Zeit, sich nach dem Ergebnis seiner Verlobten Urska Zigart beim Giro d’Italia der Frauen zu informieren. Ihr siebter Platz war zumindest am Samstag das beste Ergebnis im Hause Pogacar.

Sturz von Rutsch

Nicht so stressfrei war der Tag für Jonas Rutsch. Der Erbacher kam 19 Kilometer vor dem Ziel heftig zu Fall. Rutsch blieb zunächst reglos liegen, setzte dann aber doch die Fahrt fort.

Die Sprinter nutzten am Samstag einige ihrer wenigen Chancen auf eine Massenankunft, bevor es in der kommenden Woche in die Berge geht. Und dabei kam erstmals Milan zum Zug. Der viermalige Giro-Etappensieger, der Spitzenwerte von bis zu 1965 Watt erreicht, wurde dieses Mal seiner Favoritenrolle gerecht und holte sich auch das Grüne Trikot von Tadej Pogacar zurück.

„Ich habe noch nicht verstanden, was wir geschafft haben. Es gab einige Erwartungen, einige Träume. Sie aber nach Hause zu bringen, das sind zwei unterschiedliche Dinge“, sagte Milan: „Aber wir haben es verdient. Das Level ist so hoch hier. Ich bin so glücklich. Der Sieg bedeutet mir sehr viel.“

Für den 24-Jährigen war die Tour bis zum Sprint in Laval alles andere als wunschgemäß verlaufen. Auf der zweiten Etappe hatte den Bahnrad-Olympiasieger von 2021 ein Sturz gestoppt. Zwischendurch hatte sich Milan, dessen Vorbild einst Marcel Kittel war, auch mit Biniam Girmay aus Eritrea ein verbales Duell geliefert. 

Der Druck war groß auf Milan. Sein Lidl-Trek-Team setzt in diesem Jahr ganz auf den Mann aus Tolmezzo. Dafür blieb sogar Mads Pedersen, der beim Giro vier Etappen gewann, daheim. Der Ex-Weltmeister wird erst wieder bei der Vuelta auf Etappenjagd gehen.

Ackermann zuversichtlich

Auf seinen ersten Tour-Etappensieg wartet indes noch Ackermann. „Bei mir geht es meist ab der zweiten Woche richtig gut“, meinte der Pfälzer, der im vergangenen Jahr bei den Sprints dreimal Dritter geworden war. 

Am Sonntag ist mit einer weiteren Sprintankunft zu rechnen. Auf der neunten Etappe über 174,1 Kilometer von Chinon nach Chateauroux geht es über komplett flaches Terrain.

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