Opferhilfe: Weißer Ring hilft mehr Kriminalitätsopfern

Die Begleitung der Opfer des Magdeburg-Anschlags wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Der Weiße Ring hat jahrzehntelange Erfahrung – so sieht seine jüngste Bilanz aus.

Sachsen-Anhalts Landesvorsitzende der Opferhilfeorganisation Weißer Ring plädiert dafür, stärker die Perspektiven von Kriminalitätsopfern einzunehmen. Nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt sei immer wieder sehr auf den Täter geschaut worden, dabei hätten die Opfer die Verletzungen und enormen Belastungen, sagte Godenrath der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. Am 20. Dezember war ein 50-Jähriger mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt gerast, sechs Menschen starben, mehr als 300 wurden verletzt. Hinzu kommen zahlreiche weitere Betroffene.

Der aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanzierte Weiße Ring steht seit Jahrzehnten Kriminalitätsopfern mit Beratung, Begleitung und finanzieller Hilfe zur Seite. „Wir wollen, dass jedes Opfer die Hilfe bekommt, die seinen Bedürfnissen entspricht“, betonte Godenrath, die auch für die CDU im Landtag sitzt. Teils merkten die Menschen erst später, dass es ihnen nicht gut geht und sie Hilfe benötigen – das sei auch nach dem Anschlag so.

Godenrath geht davon aus, dass Begleitung auch parallel zum Gerichtsprozess nötig sein wird. „Es wird lange Zeit in Anspruch nehmen.“ Bis Mai habe der Weiße Ring in Sachsen-Anhalt etwa 360 Opfer des Anschlags betreut, bundesweit seien es noch mehr. Laut dem Bundesopferbeauftragten waren unter den Betroffenen des Anschlags Menschen aus fast allen Bundesländern. 

Der Weiße Ring Sachsen-Anhalt hat im vergangenen Jahr in insgesamt 510 Fällen geholfen, 2023 waren es knapp 400 gewesen, 2021 fast 300. Die Organisation finanziert die Hilfen aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und Geldauflagen, die die Justiz verhängt.

Soforthilfen, Schecks für Beratungen und Erholung

Etwa 175.000 Euro Opferhilfe wurden im vergangenen Jahr ausgezahlt, sagte die Landesvorsitzende Godenrath. Es gab Hilfeschecks für anwaltliche sowie für psychotraumatologische Erstberatung, es wurden Soforthilfen gezahlt und Erholungsmaßnahmen finanziert. 

Mit Blick auf die Deliktbereiche dominierten weiter Körperverletzungen, dazu gehöre auch häusliche Gewalt. Das seien im vergangenen Jahr 220 Fälle gewesen. Häufig seien auch Sexualdelikte mit einem Anteil von etwa einem Viertel von allen Fällen beim Weißen Ring. Aber auch Opfer von Stalking, Diebstahl, Raub und Betrug suchten Hilfe. 

Fast 80 ehrenamtliche Helfer im Land

Fast 80 ehrenamtliche Opferhelfer und Opferhelferinnen kümmern sich um die Hilfesuchenden. Zusammen wurden den Angaben zufolge knapp 2.900 Stunden ehrenamtliche Mitarbeit geleistet – von Beratungen über Begleitungen zu Behörden und Organisatorischem. 

Das Netz des Weißen Rings ist flächendeckend, so Godenrath. Hatte es 2023 noch acht unbesetzte Außenstellen gegeben, seien es zuletzt nur noch vier gewesen: im Salzlandkreis, Stendal, Jerichower Land und in Mansfeld-Südharz. Dort wurde auch Hilfe geleistet, allerdings war die Leitung nicht besetzt. Landesweit hat der Weiße Ring laut der Landesvorsitzenden rund 550 Mitglieder. Spenden würden weiter benötigt, so Godenrath.

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